Religion oder Werte und Normen?

Beide Fächer im Vergleich

Der Religionsunterricht ist nach dem Grundgesetz ordentliches Lehrfach (GG Art. 7) und nach den gültigen Stundentafeln in allen Klassenstufen zu erteilen. Er leistet einen eigenständigen Beitrag zur Erfüllung des Bildungsauftrags der Schule und soll in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt werden. Unser freiheitlicher und demokratischer Rechtsstaat beruht auf ethischen Grundlagen sowie weltanschaulichen und religiösen Überzeugungen, die der Staat selbst nicht schaffen kann. Deshalb räumt er im Bildungsbereich den Religionsgemeinschaften Mitwirkung bei der Vermittlung dieser Grundlagen ein. Der Religionsunterricht unterliegt der staatlichen Schulaufsicht, Ziele und Inhalte werden von den Religionsgemeinschaften in Übereinstimmung mit den allgemeinen Erziehungszielen festgelegt. Das Grundgesetz betont in Artikel 4 das Recht auf Religionsfreiheit und fordert weltanschauliche Toleranz. Daher besteht neben dem Recht auf religiöse Bildung das Recht auf Abmeldung vom Religionsunterricht. In diesem Fall tritt das Fach Werte und Normen an die Stelle des Religionsunterrichts. Aufgabe des Faches ist es, Verständnis für die in der Gesellschaft wirksamen Wertvorstellungen und Normen und den Zugang zu philosophischen, weltanschaulichen und religiösen Fragen zu vermitteln ( § 128 des Niedersächsischen Schulgesetzes) . Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Beide Fächer leisten einen Beitrag zum umfassenden Bildungsauftrag der Schule, indem sie die Frage nach den in unserer Gesellschaft verbindlichen Wert- und Normenvorstellungen aufnehmen und zur Selbstfindung und Persönlichkeitsbildung beitragen. Der Religionsunterricht nimmt insbesondere die Fragen nach Ziel, Sinn und Grund menschlichen Lebens, nach Freiheit und Bindung, nach dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft und nach einer alles Leben bestimmenden übergreifenden Wirklichkeit auf. Die maßgebliche Fachwissenschaft ist die Theologie. Das Fach Werte und Normen vermittelt auf der Grundlage einer weltanschaulichen Neutralität religionskundliche Kenntnisse und befasst sich mit den in unserer Gesellschaft gültigen Werten und Normen. Er wird vorrangig von der Fachwissenschaft Philosophie / Ethik bestimmt.

Beispiele für Unterrichtsthemen:

Klasse 5/6

Religion: Gott in Lebensgeschichten – Angst und Geborgenheit – Abraham steht am Anfang – Konflikte austragen – Meine Träume, deine Träume

Werte und Normen: Freundschaft – Wahrheit und Erkenntnis – Weltentstehung